Projekt: Blog-Beitrag über den RYA Yachtmaster Offshore

Kunde: schiffegucken.de

Frühjahr 2023

Blog-Beitrag RYA Yachtmaster Offshore

Kennst Du das? Wenn Du von Deinem Boot nach Hause fährst, denkst Du schon an das nächste Mal an Bord? Du willst eigentlich überhaupt nichts anderes machen als segeln? Und deshalb denkst Du darüber nach, Dein Hobby zum Beruf zu machen? Den SBF See hast Du sowieso und den Sportküstenschifferschein (SKS) vielleicht auch. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob der Sportseeschifferschein (SSS) die Prüfung ist, die Dich Deinem Ziel näher bringt. Der SSS ist zweifelsfrei ein anerkanntes und anspruchsvolles Zertifikat. Je nachdem, was Du in Zukunft vorhast, ist der englische Yachtmaster Offshore aber deutlich besser für Dich geeignet.
Manchmal hilft es, sein gewohntes Umfeld zu verlassen, um zum Ziel zu gelangen. 

Die Bootsführerscheine des DSV sind traditionell unser Maßstab, mit dem wir unsere seglerische Erfahrung in verschiedenen Gewässern nachweisen. Je weiter wir kommen, desto anspruchsvoller werden die Scheine. Klar, wer irgendwann als Offshore-Skipper ein Boot führen möchte, sollte einiges Können und Wissen mitbringen. 

Wer allerdings in Zukunft professionell Schiffe führen möchte, sollte einen Blick über den Kanal wagen. Die Royal Yachting Association (RYA) bietet mit dem Schein „Yachtmaster Offshore“ eine Ausbildung an, die dem deutschen Schein durchaus das Wasser reichen kann. Je nach persönlichem Ziel ist sie sogar besser. Für jeden, der international als Skipper sein Geld verdienen möchte, ist der Yachtmaster Offshore der RYA der Schein der Wahl. 

Der Yachtmaster in Großbritannien

Der Yachtmaster ist der in Großbritannien amtliche Führerschein für alle Schiffsführer jeglicher Sportboote. Er ist international der renommierteste Schein für professionelle Schiffsführer. Der DSV hat eine lange Tradition. Auch bei der RYA wird Tradition natürlich groß geschrieben. Allerdings scheint hier ein klarer Fokus auf dem Erwerb verschiedener Kompetenzen zu liegen. Der Schwerpunkt der Ausbildung zum Royal Yachtmaster Offshore liegt klar auf der praktischen Ausbildung, nicht so sehr auf dem umfangreichen, theoretischen Wissen des deutschen SSS. Die praktische Ausbildung ist vielfältig und bereitet auf eine Zukunft als Berufsskipper bestens vor. Es ist einfach erfrischend, wenn Tradition nicht reiner Selbstzweck ist, sondern wenn das alte Wissen in der Anwendung an nachfolgende Generationen weitergegeben wird. 

Sowohl mit dem deutschen als auch mit dem englischen Schein kannst Du als Skipper gewerblich arbeiten. Die Ausbildung zum Royal Yachtmaster Offshore ist hingegen deutlich anspruchsvoller als die Ausbildung zum Sportseeschiffer. Aus Büchern lernen kann fast jeder. Das Gelernte anzuwenden ist oft die große Herausforderung. Darin besteht der größte Unterschied zwischen den zwei Scheinen. Beim Yachtmaster Offshore zeigst Du in der Prüfung, dass Du auf See mit dem Schiff umgehen kannst. 

Voraussetzungen für den RYA Yachtmaster Offshore

Um zugelassen zu werden, musst Du allerdings ein paar Voraussetzungen erfüllen:

  • Du brauchst gute Englischkenntnisse. Die Ausbildung und die Prüfung finden ausschließlich in Englisch statt
  • Mindestalter: 18 Jahre
  • Nachweis über mindestens 50 Seetage
  • Nachweis über 2500 Seemeilen, mit 5 Törns von mindestens 60 sm Länge
  • Davon mindestens 1250 sm in Gezeitengewässern (nicht Ostsee)
  • Mindestens 2 Törns als verantwortlicher Skipper
  • Mindestens 2 Nachtfahrten
  • Sämtliche Nachweise müssen innerhalb der letzten 10 Jahre ausgestellt worden sein.

Interessanterweise ist kein anderer Schein als Basisqualifikation notwendig. Diese Tatsache ist typisch britisch. Es zählen weniger die Scheine und Zertifikate, die ein Anwärter mitbringt, viel interessanter ist für die Briten die Leistung, die jemand erbringt. Nicht nur beim Segeln. 

Die Vorteile des RYA Yachtmaster Offshore

Warum solltest Du Dich also zu dieser intensiven Ausbildung in Südengland anmelden? 
Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Praxisbezug ist unschlagbar. Du lernst durchgehend in der praktischen Anwendung. Du verbringst lange Tage und Nächte an Bord, in denen Du so intensiv übst, dass die Inhalte einfach in Deinen Körper übergehen. Die Ausführung wird selbstverständlich. 
Die Ausbildung erfolgt in Praxismodulen mit verschiedenen Themenschwerpunkten. Diese Module sind nicht nur ein Üben der Inhalte. Solltest Du ein bestimmtes Manöver noch nie gefahren sein oder etwas anderes noch nie gemacht haben, lernst Du das während des Kurses. In Deutschland ist ein Praxisteil oft das Vertiefen von etwas, das Du eigentlich schon können musst. Bei der RYA darfst Du es von Grund auf erlernen. 

Das Zertifikat „Yachtmaster Offshore Certificate of Competence“ ist unbegrenzt gültig. Bei gewerblicher Nutzung in Großbritannien bräuchtest Du ein sogenanntes „Commercial Endorsement“, gültig für 5 Jahre. Zur Verlängerung brauchst Du den Nachweis über Deine Tätigkeit als Skipper und eine Gesundheitsprüfung. Aber das ist nur auf der grünen Insel der Fall, jedes Land hat da so seine Regelungen.

Die persönlichen Vorteile der RYA Ausbildung sind eine Klasse für sich. Du lernst unter Skippern und bildest ein Team für die Prüfung. Wer das nicht schon einmal erlebt hat, kann sich kaum vorstellen, welchen positiven Einfluss diese intensive Vorbereitung unter Gleichgesinnten auf das Selbstbewusstsein und die innere Haltung hat. Du knüpfst Kontakte, die lange halten. Die Menschen, die Dich umgeben, sind selten Freizeitskipper. Die meisten interessieren sich ernsthaft für den Segelsport und die Ausbildungsinhalte. Du findest Freunde fürs Leben – oder zumindest Menschen, mit denen Du immer wieder segeln kannst. Sie werden Deine Ansprechpartner für die Zukunft. 

Vor der Prüfung hast Du eine zweiwöchige An-Bord-Vorbereitung. In diesen intensiven zwei Wochen vertiefst Du die Prüfungsinhalte. Immer. Tag und Nacht. Bis Du es kannst. 

Was wird geprüft?

Theorie:

  • Wetter
  • Passagenplanung
  • Gezeitenberechnung
  • Strömungsberechnung
  • Erste Hilfe
  • Überleben an Bord
  • Kollisionsverhütungsregeln
  • Seerecht
  • Lichter und Signale

Praxis (Dauer ca. 7 Stunden)

  • Unbeleuchtete Tonnen finden bei Nacht
  • An- und Ablegen in Strömungsgewässer
  • Person über Bord Manöver unter Motor/Segeln
  • Navigationsfahrt bei Nebel
  • Ankern auf vorgegebener Position
  • Hafenmanöver
  • Flache Gewässer befahren unter Berücksichtigung der Gezeiten

In der Prüfungssituation profitierst Du von der englischen Gelassenheit. Die Prüfer kommen an Bord und sorgen für eine entspannte Atmosphäre. (Solange genug Tee da ist, natürlich.) Der Prüfer begegnet Dir auf Augenhöhe. 

Er überlässt Euch das Schiff, zieht sich zurück, beobachtet und ist einfach Teil der Seemannschaft. In einer klassischen Atmosphäre wie auf einem Törn arbeitest Du im Team, stimmst Dich ab und zeigst Deine Kompetenzen als Skipper. Dein Prüfer ist wie ein weiterer Skipper mit an Bord. Er ist Dein Backup. 

Kannst Du Dir das vorstellen? Erinnerst Du Dich an all die Prüfungen, die Du schon absolviert hast? Schulabschluss, vielleicht Uni-Abschluss, Gesellenprüfung, Rettungsschwimmer, Fahrschulprüfung, ganz zu schweigen von Vorstellungsgesprächen oder tatsächlich auch den Segelscheinen. Wann hat Dir jemand das Gefühl gegeben, Dir auf Augenhöhe zu begegnen? Vielleicht bist Du in der Prüfungssituation sogar die- oder derjenige, die/der am meisten Erfahrung an Bord eines Schiffes mitbringt und alle Meere durchquert hat. Trotzdem fühlst Du Dich unweigerlich wie ein Prüfling. Kennst Du das, wenn Dich das Gefühl beschleicht, Dein Erfolgt hängt vom Wohlwollen Deines Prüfers / Deiner Prüferin ab? Das wird Dir beim Royal Yachtmaster Offshore nicht passieren. In Großbritannien heißt es: live and let live. 

Die besten Skipper sind RYA Yachtmaster Offshore

Wer wirklich Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Schiff erlangen möchte, der sollte den Yachtmaster als Ausbildung wählen. Die Ausbildungsinhalte sind fundiert und sinnvoll. Durch die intensive Ausbildung geraten die Inhalte auch nicht so schnell in Vergessenheit, der hohe Praxisanteil gibt Sicherheit.

In Deutschland werden die Scheine oft wie eine wissenschaftlich theoretische Ausbildung gehandhabt, in englischen Ausbildungen steht die Praxis im Vordergrund. 

Engagierte Segelsportler und Skipper beschäftigen sich ohnehin mit Hintergrundwissen, Fragestellungen und Verbesserungsmöglichkeiten. Sie verfolgen Regatten und schauen Videos. Bücher und Theorie stehen uns in Deutschland umfassend auf hohem Niveau zur Verfügung. Sollte tatsächlich ein Theorie-Bereich auftauchen, an dem Ihr größeres Interesse habt, ist das ja jederzeit möglich.

Mit dem Yachtmaster lernt ihr, den Segelsport aus einer neuen, größeren Perspektive zu betrachten. Es macht stolz, zu sagen: „Ich bin Yachtmaster Offshore“.